Livrescoeur

Alle Bücher findet man hier, es gibt nichts, was es nicht gibt.

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Der vorletzte Tag der Ferien war angenehm warm, die Sonne schien, ein laues Lüftchen wehte, es war der perfekte Tag für einen Bummel in der Coinruelle. Perfektionistisch, wie Marika war, war sie nicht wie alle Schüler unterwegs, um ihre Schuluntensilien zu kaufen, die hatte sie schon längst. Aber sie musste sich mit neuen Büchern zudecken, für Eigenstudien. Aufmerksam wandelte die schlanke Osteuropäerin durch die Bücherregale und sah sich nach Interressantem um. Sie blieb still stehen und griff nach einem Buch, eine Biografie von Flammel. Konzentriert schlug sie es auf und blätterte gedankenverloren darin umher.

Einstiegspost

Balor schritt entspannt die Coinruelle entlang. Die letzten freien Tage wollte er genießen, sich am liebsten auf die Terasse eines Cafés setzen, genüsslich eine Zigarre rauchen, einen Kaffee trinken und in der Sonne baden. Ein wenig verärgert war er schon: Bald würden Muggel an Beauxbatons auftauchen, dabei war es immer der Ort gewesen, wo er vor all ihnen Ruhe hatte. Den Tag ließ er sich dadurch jedoch nicht vermiesen.
Er kam gerade an der vollgestopften Buchhandlung vorbei. Hatte er gerade seine Lieblingsschülerin durch das Schaufenster gesehen? Balor setzte seine Sonnenbrille ab und linste durch die Scheiben. Ja, das war eindeutig Marika, die dort in einem Buch vertieft stand. Er setzte ein Grinsen auf, verstaute seine Sonnenbrille in der Hemdtasche, betrat den Laden und stellte sich, die Arme demonstrativ verschränkt, neben sie. "Hallöchen", grüßte er bewusst verniedlicht.

Stirnrunzelnd musterte sie ein Bild in dem Band, Marika lernte ziemlich schnell, nur durch einmal lesen, setzte sich alles fest und so hatte sie viel Wissen, aber auch viel unnötiges. Sie merkte nicht, wie sich jemand neben sie stellte, es war zu voll, als dass sie darüber nachdenken wollte, umso erschrockener war sie, als jemand ansprach. Beinahe wäre ihr das Buch aus den Händen gefallen. Ihre blauen Augen sahen auf und sie lächelte freudig, als sie Mr Masson erkannte. Sie mochte ihn von allen Lehrern sehr. Er war der Hauslehrer von Farfadet und sie würde alles dafür geben, in diesem Haus zu sein. "Hallo! Was machen Sie denn hier, ich meine, das ist ja ein Zufall..." setzte sie an und klappte das Buch zu und schob es zurück in das Regal, bevor sie den Mann aufmerksam mit ihren Augen ansah.

Er hätte nicht gedacht, dass er seine Schülerin erschrecken würde und so zog er die Augenbrauen in die Höhe, während sein Gesicht weiterhin im Grinsen verharrte. "Verzeihung, ich wollte Sie nicht erschrecken, Mademoiselle Dolohov." Balor hob eine Hand entschuldigend und steckte sie sofort wieder in die Verkreuzung seiner Arme. Das Grinsen auf seinen Lippen schwand für ein ruhiges Lächeln. "Ja, ich habe Sie durch das Schaufenster gesehen und konnte nicht widerstehen Sie anzusprechen. Kaufen Sie Schulbücher?" Eigentlich eine blöde Frage, dachte er. Es war der vorletzte Tag der Ferien und alle Schüler waren aufgerufen sich ihre Utensilien zu besorgen, es war offensichtlich, dass sie dem folgte.

Sie neigte den Kopf, als Zeichen, dass sie ihm verzieh und lächelte freundlich, sie wusste, wie die Franzosen waren, sie hatte sich die Herzlichkeiten und Höflichkeiten angewöhnt, aber im Herzen blieb sie die Kühle Osteuropäerin, die nicht viel berühren konnte. "Oh durchs Schaufenster? Das ist aber aufmerksam von Ihnen... Nein, meine Schulbücher habe ich schon seit Monaten, ich gehöre nicht zu den Faulen Menschen, die alles auf den letzten Drücker besorgen, ich kann es nicht leiden, mich in Schlangen anzustellen. Und was führt sie hierher?" fragte sie dann höflich und sah ihn unentwegt an.

"Nein, faul können Sie wahrlich nicht sein, wenn Sie Ihre Bücher schon seit Monaten haben." Sehr vorbildlich, so war sie. Von Marika konnten sich viele Schüler eine Scheibe, wenn nicht gar mehr, abschneiden. Es überraschte den jungen Mann kaum, er hätte es sich selbst denken können, und doch war ihre Art immer wieder erfrischend für ihn. "Eigentlich wollte ich gerade einen Kaffee im Magnolia trinken. Ich stelle nicht für jeden meine Genussmomente hinten an." Er zwinkerte Marika zu und grinste amüsiert. "Und Sie sind also freizeitlich hier, ja?"

Ruhig legte sie ihre Locken zurecht, Komplimente liessen sie eigentlich ziemlich unberührt, aber sie mochte die Art von ihrem Lehrer und so konnte sie bei seinem nächsten Satz doch kein ehrliches Schmunzeln unterdrücken. "Das tut mir Leid, dass ich ihren ...Genussmoment verzögere... ja freizeitlich, ich brauche unbedingt ein paar neue Bücher, die Bibliothek in Beauxbatons bietet meinem Lerneifer einfach nicht genügend Befriedigung" schmunzelte sie.

Balor nickte anerkennend. Die Bibliothek der Schule war reichlich gefüllt, auch wenn er der Meinung war, dass genug Unsinn dabei war. Lesen war sowieso nicht sein Medium, er war praktisch weitaus begabter, als theoretisch. Geschichtliche Ereignisse und jede Einzelhheit der Dunklen Künste, wie auch der Verteidigung davor, gehörten zum Repertoires des Lehrers. Mehr Anfordungen hatte er nie an sich gestellt. "Beachtlich", sagte er schließlich und warf einen Blick durch das Glas der Schaufenster, in die Sonne und das bunte Treiben, das draußen herrschte. "Mir ist eher danach, das schöne Wetter zu genießen und das werde ich nun auch tun." Er wandte sich wieder Marika zu und lächelte höflich. Er wollte nicht einfach wieder gehen, das tat man nicht. "Wenn Sie wollen, können Sie mir aber Gesellschaft leisten."

Sie sah, wie er einen sehnsüchtigen Blick nach draussen warf und konnte es verstehen, es war einfach brechend voll. Für einen Moment fürchtete sie, dass er sie einfach stehen liess, sie war wieder alleine unterwegs. Wo ihr Vater war, war ihr derzeit nichtmal bekannt. Obwohl er nichtmehr vom Ministerium gesucht wurde, tingelte er immernoch durch die Weltgeschichte, dabei würde sie ihn gerne sehen, aber solcher Art gefühle unterdrückte sie und würde sie auch nicht zeigen. Überrascht sah sie auf, als Mr Masson anbot, ihm Gesellschaft zu leisten. "Wollen Sie das denn? Sich den Tag mit einem pupertierenden Kind vermiesen?" fragte sie skeptisch.

Er ließ ein kurzes und sehr leises Lachen vernehmen. "Vielleicht will ich genau das." Und um nicht im Raum stehen zu lassen, dass ausgerechnet sie ein pubertierendes Kind war, fügte er hinzu: "Glauben Sie mir, Sie sind ausgesprochen angenehm für Ihr Alter." Schon fingerte er in der Tasche seines dunklen Hemds nach der Sonnenbrille, bereit aufzubrechen. Es war eigentlich viel zu warm für ein langärmeliges Hemd, doch ein T-Shirt würde er niemals tragen und Hemden mit kurzen Ärmeln waren seines Erachtens eine Beleidigung für das Auge. "Also?", warf er seiner Schülerin noch zu und setzte sich auch schon in Bewegung, das Geschäft zu verlassen.

tbc: Café Magnolia

Natürlich wusste sie, dass sie kein typischer pupertierender Teenager war, normale Teenager übersprangen keine Klassen, besonders nicht in Beauxbatons, aber Bescheidenheit war eine Tugend. Kurz sah sie nochmal zu den Büchern, bevor sie ihm hinaus folgte, denn eigentlich hatte er ihr keine Wahl gelassen.

tbc: Cafe Magnolia